ZEHN
ATTENTATE
Ein Attentat
ist ein im weiteren Sinne aus eigenem Antrieb und ohne Auftrag von
einem einzelnen oder einer kleinen Gruppe ausgeführter Mord
an einer »staatstragenden« Person. Keine Attentate in
diesem Sinne sind also berühmte Morde an Trotzki, Thomas Morus
oder Wallenstein, hier wurden die Mörder aus einem Hintergrund
gelenkt. Die folgenden Personen aber wurden Opfer eines Attentats:
1. Gaius
Julius Cäsar, ermordet am 15. März des Jahre 44 vor
Christus. Die Attentäter, teils wie Brutus überzeugte
Republikaner, die mit Cäsar einen Tyrannen liquidieren wollten,
teils enttäuschte Karrieristen oder auch nur ganz normale adlige
Neider, hatten aber die Stimmung unter den normalen Römern
falsch eingeschätzt; drei Jahre später waren sie selber
alle tot.
2. Jean-Paul
Marat, einer der größten Wüteriche der ansonsten
an solchen Typen durchaus nicht armen Französischen Revolution
wird am 13. Juli 1893 im Bad erdolcht. Seine Mörderin Charlotte
de Corday hatte Marat schon länger nachgestellt, sie sah den
Mord als eine gute Tat an ihrem Vaterland, wurde dafür guillotiniert.
3. August
von Kotzebue, nach den napoleonischen Kriegen der meistgespielte
deutsche Dichter, beliebter als Goethe oder Schiller, wird am 23.
März 1819 in seiner Wohnung von dem Theologiestudenten Karl
Ludwig Sand erdolcht.
4. Abraham
Lincoln wird von dem Schauspieler John Wilkes Booth am 15. April
1865 während eines Theaterbesuches erschossen.
5. Erzherzog
Franz Ferdinand, österreichischer Thronfolger, wird am
28. Juni 1914, während eines Staatsbesuches in Sarajewo erschossen.
Wenig später bricht deshalb der 1. Weltkrieg aus.
6. Walther
Rathenau, Außenminister der Deutschen Reiches wird am
24. Juni 1922 in seinem Wagen erschossen; zuvor hatte die gleiche
Täterclique ehemalige Reichswehroffiziere, die in Rathenau
einen Erfüllungsgehilfen der alliierten Unterdrücker sahen
schon den Zentrumspolitiker Matthias Erzberger umgebracht.
7. Mahatma
Gandhi wird am 30. Januar 1948 von einem religiösen Fanatiker
erschossen (er warf Gandhi »kindisches und starrsinniges Eintreten
für die Muslime« vor). Knapp vier Jahrzehnte später
stirbt auch seine (mit ihm nicht verwandte) Namensvetterin Indira
Gandhi durch ein Attentat.
8. John f.
Kennedy wird an jenem berühmten 22. November 1961 auf der
Fahrt durch Dallas erschossen; vermutlich die Tat eines Einzelgängers,
auch wenn Hollywood darüber anders denkt. Sieben Jahre später
wird auch der Bruder des Präsidenten Opfer eines Attentats.
9. Martin
Luther King wird am 4. April 1968 auf dem Balkon seines Hotels,
von wo er mit Freunden über eine am nächsten Tag geplante
Kundgebung sprach, aus Rassenhass erschossen.
10. Anwar
el Sadat und Jitzhak Rabin, zwei Opfer der palästinensisch-jüdischen
Einigung, beide von Extremisten ihres eigenen Lagers umgebracht.
Sadat am 6. Oktober 1981, und Rabin am 4. November 1995.
Quelle:
Jörg von Uthmann: Attentat- Mord mit gutem Gewissen, Berlin
1999.
|